Hämatemesis, Erbrechen .
Gastro-ösophagealer Reflux .
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Vorkommen. 

Gastro-ösophagealer Reflux zählt zu den häufigsten Gründen einer Hämatemesis im 1. Lebensjahr: Es finden sich Streifen frischen Blutes und/oder hämatinisierte, bräunliche Blutbeimengungen im Erbrochenen.

 
Klinische Bedeutung. 

Dieses Leitsymptom ist ein Indiz dafür, dass der vermutete gastro-ösophageale Reflux von klinischer Relevanz ist (Refluxösophagitis). Generell ist der gastro-ösophageale Reflux eine der häufigsten Ursachen des Erbrechens im Säuglingsalter.
Er kann zu chronischen Symptomen führen und in einem Teil der Patienten unbehandelt zu einer lebenslangen Invalidisierung. Er ist eine mögliche Ursache des plötzlichen Kindstodes.

 
Aetiologie.Illustrationen

Es handelt sich um eine Reifungsstörung, oder seltener um eine angeborene kardiofundale Fehlanlage, welche zur Inkompetenz des gastro-ösophagealen Übergangs bzw. Verschlussmechanismus führt, so dass Nahrung und saurer Magensaft in den Oesophagus hoch- und evtl. in den Larynx und die Luftwege übertritt.


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Pathologie, anatomische Formen .Illustrationen

Der geschilderte Vorgang kann durch eine Bildgebung mit Kontrastmittel oder mit Isotopenverabreichung reproduziert und mit einer pH-Metrie indirekt nachgewiesen werden.
In einem Teil der Patienten ist der Winkel zwichen Oesophagus und Magen stumpf (s.g. Hisscher Winkel), und in ca. 10% lassen sich permanent unterschiedlich grosse Magenanteile im Thorax nachweisen (Hiatushernie).


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Pathophysiologie 
Die Pathophysiologie ist verschieden je nach Form eines komplizierten gastro-ösophagealen Refluxes.

 
Klinisches Bild (Anamnese, Befunde, clinical skills)Illustrationen

Ab dem 1. Lebenstag, während oder nach der Nahrungsverabreichung erfolgt repetitives Herausgeben (ggf. unter Druck im Bogen) mit saurem Beigeschmack. Bei Übergang zu Beikost (speziell für Säuglinge hergestellte Lebensmittel in Breiform) und später Essen vom Tisch sowie zunehmende Vertikalisierung (Sitzen, Stehen) tritt eine Besserung ein.
Beim komplizierten gastro-ösophagealen Reflux finden sich verschiedene Leitsymptome, die einzeln oder in Kombination Beachtung finden:
1. Gedeihstörung.
2. Hämatemesis, Blutabgang aus dem Anus, chronische Anämie.
3. Rezidivierende Atemwegsinfekte, Heiserkeit und Stridor.
4. SIDS= Sudden infant death syndrome zufolge Aspiration.
5. Dysphagie (peptische Oesophagusstenose).
6. Schiefhals (Sandifer Syndrom).
7. Unerklärbares Schreien; Bauch-, epigastrische, retrosternale Schmerzen; übler Mundgeruch.


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Natürlicher Krankheitsverlauf.Illustration

Sich selbst überlassen kommt es in ca. 60% zum Verschwinden der Symptome zufolge Ausreifung des gastro-ösophagealen Antirefluxmechanismus. Ein Teil der Patienten bleibt bis ins 5. Dezennium symptomarm.
Bei persistierender Refluxösophagitis, wobei die unter 2. angeführten Symptome fehlen oder nicht beachtet werden können, entwickelt sich eine ringförmigen Stenose mit Dysphagie oder, zufolge Längsschrumpfung, ein sekundärer Brachyösophagus mit Karzinomgefahr im Erwachsenenalter.


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Differentialdiagnose.Illustrationen

Entsprechend der Differentialdiagnose des Erbrechens, Regurgitierens und der Dysphagie. Beim komplizierten gastro-ösophagealen Reflux richtet sich die Differentialdiagnose nach dem jeweiligen Leitsymptom wie Blutabgang aus dem Anus, Symptome der Atemorgane beim Säugling und älteren Kind, Schiefhals und akutes Abdomen. Bei Hämatemesis sind zu denken an: Blut der Mutter, erosive Gastritis, Ulkus, Magensonde beim Neugeborenen und Säugling; verschlucktes Blut wegen Epistaxis, operativer und instrumenteller Eingriffe, Trauma beim älteren Kind.


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Ergänzende Untersuchungen.Illustrationen

24 Stunden-pH-Metrie: pH weniger als 4 in mehr als 5% (10%) der Messzeit abnorm (Sensitivität 100 und Spezifität 94%).
Obere Magendarmpassage: Ausschluss einer Hiatushernie, von Motilitätsstörungen des Oesophagus, einer Magenentleerungsstörung oder einer Oesophagusstenose.
Oesophagoskopie: Makroskopischer oder histologischer Nachweis einer Oesophagitis.


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Therapie.Illustrationen

Reiner gastro-ösophagealer Reflux: Konservative Behandlung über zeitlich limitierte Periode (kleine, häufige Mahlzeiten, Nahrungseindickung, Schräglage des Bettchens. Bei schweren Formen H2-Blocker).
Operative Therapie bei Hiatushernien, schweren Formen komplizierten gastro-ösophagealen Refluxes, bei Therapieresistenz oder mangelhafter Adherence sowie neurologischen Leiden, ferner bei Status nach Oesophagusatresie, pleuroperitonealer Zwerchfellhernie und Laparoschisis bzw. Omphalozele.
Offene oder fallbezogen minimalinvasive Fundoplikatio nach Nissen, Thal u. a.


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Prognose. 

Für die konservative Therapie gibt es keine Langzeitstudien bis ins Erwachsenenalter. Nach Fundoplikatio sind Erbrechen, Gedeihstörungen und rezidivierende Atemwegsinfekte in ca. 90% behoben. Refluxrezidive treten in ca. 10%, höher bei neurologischen Leiden, auf.