Genitale Blutungen und interlabiale Massen beim Mädchen .
Prolaps der Urethra .
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Vorkommen. 

Ein Prolaps der Urethra wird in ca. 50% der Fälle im Kindesalter beobachtet (zweiter Häufigkeitsgipfel jenseits der Menopause). Bevorzugt sind Kinder im Spiel- und Schulalter bis 10 Jahre, und Mädchen schwarzer Hautfarbe.

 
Klinische Bedeutung. 

1. Ein Urethraprolaps gehört zu den häufigeren Ursachen einer pathologischen Blutung im Kindesalter.
2. Er gehört zur Differentialdiagnose einer interlabialen Masse.
3. Bei Frühdiagnose (Zufallsbefund bei einer Routineuntersuchung) kann ggf. eine Operation vermieden werden.

 
Aetiologie. 

Unbekannt. Angeschuldigt werden u. a. erhöhter intraabdominaler Druck wegen Husten, Schreien oder Pressen (chronische Obstipation).

 
Pathologie, anatomische Formen . 

Es handelt sich um einen Vorfall der Mukosa der distalen Harnröhre, welche am Meatus urethrae externus stranguliert wird.

 
Pathophysiologie. 

Durch die Strangulation entsteht eine venöse Stauung, eine Durchblutungsstörung und Infarzierung der prolabierten Schleimhaut.

 
Klinisches Bild (Anamnese, Befunde, clinical skills) . Illustrationen

Leitsymptom ist an erster Stelle eine vaginale Blutung oder blutig tingierte Flecken auf der Windel oder Unterhosen.
In einem Viertel kommen zusätzlich Dys- und Pollakisurie vor, jedoch kein Harnverhalt.
Clinical skills: Die Inspektion der Vulva erfolgt durch Zug der Labia majora nach lateral und hinten. Vor dem Introitus vaginae findet sich eine ringförmige, 1-2 cm grosse Masse, die in fortgeschrittenem Stadium blaurot verfärbt und berührungsempfindlich ist und leicht blutet. Bei starker Schwellung kann der als Vertiefung erkennbare Meatus urethrae externus nicht gesehen werden. Die klinische Diagnose kann im Zweifelsfall durch einen Blasenkatheterismus im Zentrum der Schwellung bestätigt werden.


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Natürlicher Krankheitsverlauf  

Siehe Pathophysiologie.

 
Differentialdiagnose.Illustrationen

Meistens findet eine genitale Blutung die Beachtung der Mütter (Eltern), da die intralabiale Masse oft nicht beachtet wird.
Dabei muss zunächst eine Hämaturie oder ein Blutabgang aus dem Anus ausgeschlossen werden.
Bei der genitalen Blutung beim Mädchen wird zwischen physiologischer und pathologischer Blutung unterschieden.
Erstere umfassen die Abbruchblutungen in der Neugeborenenperiode (in 3% als sichtbare und in einem Drittel als Ausfluss mit okkultem Blut), die Menarche (Beginn mit 12 (8-16) Jahren), und später die Menses.
Letztere beinhalten Missbildungen, Pubertas präcox (und exogene Oestrogenzufuhr), Traumata, Fremdkörper, Entzündungen und Tumoren sowie zusätzlich spezifische Ursachen einer genitalen Blutung jenseits der Menarche (in Zusammenhang mit einer dysfunktionellen Uterusblutung, mit Schwangerschaftsverhütung oder Schwangerschaft, und mit einer hämorrhagischen Diathese).


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Ergänzende Untersuchungen. 

Zur Vulvainspektion gehören auch eine Rektal- und eine rekto-abdominale Untersuchung, falls eine andere Differentialdiagnose im Vordergrund steht. Das gleiche gilt für die ergänzenden Untersuchung wie Hämoglobinbestimmung, Urinanalyse, Vaginalabstrich, Ultraschall des Abdomens unter Miteinbezug der Vagina, Beckenübersichtsaufnahme, Zystokolposkopie mit Biopsie u. a.

 
Therapie. 

In den meisten Fällen von Urethraprolaps, welche dem Arzt vorgestellt werden, ist eine Resektion der prolabierten Mukosa und Naht der Wundränder in Allgemeinnarkose erforderlich. In Frühfällen können Sitzbäder versucht werden.

 
Prognose. 

Beim Kind bei Exzision definitive Heilung.